Physiognomik
Bereits in der antiken Philosophie gingen mehrere Denker davon aus, dass der Körper ein Ausdruck der Seele eines Menschen ist. Auch in der Astrologie stößt man auf eine Tradition, in der man aus dem Geburtshoroskop, das die Persönlichkeitsarchitektur seines Eigners schematisch darstellt, Körpermerkmale herausliest und sie somit zu Persönlichkeitsanteilen in Beziehung setzt.
Nach Johann Caspar Lavater (1741-1801), einem der bekanntesten Vertreter der Physiognomik, kann z.B. allein die Nase eines Menschen eine ganze Menge über die Persönlichkeit verraten. Eine kleine Nase enthüllt nach Lavater, dass man ein eher kommunikativer Typ ist, der jedoch beim Handeln tendenziell gehemmt ist. Eine breite Nase verweist darauf, dass man sich von seinen Mitmenschen als Persönlichkeit abhebt, wohingegen schmale Nasenflügel ein Zeichen für einen schüchternen Menschen sind. Stupsnasige Menschen neigen dazu, sich im hohen Maße den Vergnügungen des Lebens hinzugeben und sind bisweilen eifersüchtig. Menschen hingegen, deren Nasenspitze nach unten gebogen ist, neigen zu herzlosem Verhalten und schlechter Laune.
Sowohl die moderne Wissenschaft als auch die moderne Esoterik lehnen die Grundannahme der Physiognomik, dass die Persönlichkeit eines Menschen unmittelbar an seinem Körper ablesbar sei, ab. Dennoch geht von ihr eine gewisse Faszination aus; in jedem Fall aber hat sie einen Unterhaltungswert. Gänzlich von der Physiognomik abzugrenzen ist die Psychosomatik, der gemäß gesunde und krankhafte oder gestörte psychische und körperliche Vorgänge miteinander kommunizieren. Psychosomatik gilt mittlerweile sowohl in der Wissenschaft als auch in esoterischen Kreisen als weitestgehend akzeptiert.