Geomantie
Geomantie bedeutet wörtlich übersetzt „Weissagung durch Erde“ und ist eine jahrhundertealte divinatorische Disziplin, deren Wurzeln in Nordafrika liegen. In der Geomantie kennt man je nach Tradition mehrere unterschiedliche Verfahren, Zukünftiges und Verborgenes sichtbar zu machen. Sie alle eint in ihren Ursprüngen mehr oder minder der Einbezug des Elementes Erde. So wurden Punkte und Strichen z.B. in Sand gemalt oder Körner auf den Boden geworfen bei diesem Orakel, um bestimmte Zeichen zu ermitteln, die Antwort auf gestellte Fragen geben sollen.
Ähnlich wie beim I Ging kennt man in der Geomantie einen Satz Zeichen, aus dem die Antworten geschöpft werden. Sie bestehen aus 4 Zeilen mit je einem oder zwei Punkten. Auf diese Weise stehen 16 verschiedene Zeichen als Antwort zur Verfügung.
Heutzutage hat sich in Europa bei den modernen Geomanten weitestgehend die Verwendung von Papier und Bleistift gegenüber dem Malen auf dem Boden durchgesetzt, um die Zeichen zu ermitteln. Bei einer weit verbreiteten geomantischen Technik wird eine Frage zunächst klar und präzise formuliert und anschließend notiert. Auf dem gleichen Blatt beginnt man dann sechzehn Zeilen aus 13 bis 21 kleinen senkrechten Strichen zu bilden, ohne dabei die Striche zu zählen und ohne zu grübeln. Eine Zeile mit einer ungeraden Menge an Strichen ergibt einen Punkt und eine Zeile mit einer geraden Menge zwei. Auf diese Weise ergeben die 16 Zeilen zunächst vier geomantische Zeichen.
Diese ersten vier Zeichen werden auch Mütter genannt, aus denen dann die so genannten vier Töchter gebildet werden. Aus den vier Müttern und Töchtern ermittelt man durch ein rechnerisches Verfahren die vier Nichten, daraus wiederum zwei so genannte Zeugen und einen Richter. Auf diese Weise entsteht ein komplexes Bildnis mit 15 Figuren, mit dem das Orakel Antwort auf die zuvor gestellte Frage gibt.